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Wachdienst im Realitätscheck – Mythen, Fakten und was wirklich zählt

Norbert Wisotzki • 9. August 2025

TV Show vs. Realität

Das Bild vom Wachdienst ist in der Öffentlichkeit oft verzerrt – geprägt durch Action-Serien, Kinofilme oder auffällige Social-Media-Auftritte. In der Realität ist die Arbeit eines professionellen Sicherheitsdienstes weniger spektakulär, dafür aber entscheidend für den Schutz von Menschen und Werten. Dieser Artikel räumt mit Mythen auf, zeigt die realen Möglichkeiten und Grenzen von Wachdiensten und erklärt, woran Sie einen seriösen Anbieter erkennen.


Das Fernsehbild vom Wachdienst
In Filmen und Serien wirken Sicherheitskräfte wie Spezialkommandos: rasante Fahrten mit Blaulicht, Festnahmen in letzter Sekunde, spektakuläre Konfrontationen. In Wirklichkeit geht es beim Wachdienst nicht um Show-Einsätze, sondern darum, Gefahren zu erkennen und zu verhindern, bevor sie entstehen. Die beste Arbeit eines Sicherheitsdienstes ist oft die, bei der am Ende nichts passiert.


Werbeversprechen vs. Wirklichkeit
Manche Anbieter werben mit Aussagen wie „Wir sind in 2 Minuten vor Ort!“, „Rundum-Sicherheit ohne Kompromisse!“ oder „Sofortige Hilfe jederzeit!“. Solche Versprechen klingen gut, sind aber in der Praxis selten realistisch. Sie schaffen falsche Erwartungen – und können im Ernstfall gefährlich werden.


Die Realität der Anfahrtszeiten
Ein seriöser Wachdienst klärt offen auf: Wachdienste haben keine Sonderrechte im Straßenverkehr, dürfen keine Busspuren nutzen, kein Blaulicht einsetzen und rote Ampeln bleiben rot. Stau ist Stau – auch für einen Sicherheitsdienst. Versicherungen akzeptieren Anfahrtszeiten von bis zu 20 Minuten als realistisch. Aussagen wie „2 Minuten“ sind nur möglich, wenn sich zufällig eine Interventionskraft direkt in der Nähe befindet.


Die eigentlichen Aufgaben eines Wachdienstes
Ein professioneller Wachdienst leistet gezielte, oft unspektakuläre, aber entscheidende Arbeit. Dazu gehören die Objektsicherung nach einem Einbruch, das Verhindern von Folgeschäden wie Plünderungen durch Trittbrettfahrer und der Zeitgewinn gegen Täter, um beispielsweise das Aufschweißen eines Tresors zu verhindern. Ein wichtiger Bestandteil ist die Heranführung eines Objektschlüssels: Bei Überfall- oder Einbruchalarmen kann die Interventionskraft der Polizei den Schlüssel übergeben, damit das Gebäude gewaltfrei von innen kontrolliert werden kann. Die Polizei tritt bei einem Einbruchalarm nicht automatisch Türen auf, da das Risiko eines Fehlalarms hoch ist. Ebenso gehören die Koordination von Hilfskräften wie Polizei, Feuerwehr oder Reparaturdiensten und die lückenlose Dokumentation für Polizei und Versicherung zu den Kernaufgaben.


Was bedeutet „Alarmintervention“?
Wird ein Alarm ausgelöst und der Wachdienst fährt zum Objekt, spricht man von Alarmintervention oder Alarmverfolgung. Die Interventionskraft überprüft die Lage, sichert das Objekt und leitet – wenn nötig – weitere Maßnahmen ein. Ziel ist immer, den Schaden zu begrenzen, Täter abzuschrecken und Einsatzkräfte optimal zu unterstützen. Alarmintervention bedeutet kontrollierte, sichere Anfahrt im Rahmen der Verkehrsregeln – keine Verfolgungsfahrten wie im Fernsehen.


Warum ein Wachdienst trotz App-Alarm unverzichtbar ist
Moderne Alarmanlagen senden Push-Nachrichten aufs Smartphone. Klingt perfekt, hat aber entscheidende Schwächen: Funklöcher im Parkhaus oder im Keller verhindern die Alarmmeldung, ein stummes Smartphone im Theater oder während einer Besprechung zeigt den Alarm nicht an, große Entfernungen – etwa im Urlaub – machen sofortiges Handeln unmöglich und Ablenkung beim Baden oder Einkaufen führt dazu, dass der Alarm zu spät wahrgenommen wird. Ein Wachdienst reagiert sofort – unabhängig von Standort, Netzempfang oder Aufmerksamkeit.


Warum Sie Nachbarn oder Mitarbeiter nicht schicken sollten
Den Nachbarn oder einen Mitarbeiter zu schicken, ist riskant. Was, wenn der Alarm echt ist und er auf bewaffnete Täter trifft? Weder Nachbarn noch Angestellte sind dafür ausgebildet. Die Berufsgenossenschaft kann einschreiten, wenn Angestellte in potenziell gefährliche Situationen geschickt werden. Ein Alarm ist ein potenzieller Notfall und gehört in die Hände geschulter Interventionskräfte.


Direktaufschaltung auf die Polizei – nur in Ausnahmefällen
Eine direkte Alarmaufschaltung zur Polizei ist in Deutschland nur für wenige Hochrisikoobjekte wie Banken oder militärische Anlagen möglich. Die Polizei arbeitet nach Prioritäten: Lebensgefahr und Menschen in Gefahrensituationen gehen vor, unbestätigte Einbruchalarme haben nicht die höchste Dringlichkeit. Aufgrund hoher Fehlalarmquoten werden Alarme ohne Bestätigung durch eine Alarmempfangsstelle (AES) oder Notruf- und Serviceleitstelle (NSL) oft nachrangig behandelt. Bestätigte Alarme erhalten dagegen eine höhere Priorität, da die Polizei weiß, dass keine Fehlalarmkontrolle, sondern ein echter Einsatz vorliegt.


Warum die Qualität der Alarmanlage entscheidend ist
Die Fehlalarmquote hängt direkt mit der Qualität und dem Einbau der Alarmanlage zusammen. Eine professionell geplante und installierte Alarmanlage durch einen zertifizierten Facherrichter arbeitet deutlich zuverlässiger als ein Baumarkt- oder Online-System. Solche Anlagen werden individuell geplant, nutzen hochwertige Komponenten, werden fachgerecht installiert, optimal eingestellt und regelmäßig gewartet. Billig- und Selbstbaulösungen sind oft nicht auf die Umgebung abgestimmt, nutzen unzuverlässige Sensoren, sind fehlerhaft montiert und werden selten gewartet – was die Zahl der Falschauslösungen erhöht. Jeder Fehlalarm senkt die Akzeptanz der gesamten Anlage – bei Ihnen, Ihren Nachbarn und den Einsatzkräften. Die Polizei kann sich zudem weigern, bei Anlagen mit ständigen Falschalarmen kostenfrei auszurücken. In manchen Bundesländern können sogar Einsatzkosten in Rechnung gestellt werden. Betreiber und Errichter sind in der Pflicht, Fehlalarme durch fachgerechte Planung, Installation und Wartung zu minimieren. So bleibt jeder Alarm glaubwürdig und erhält die notwendige Dringlichkeit.


Fazit
Ein Wachdienst ist kein Filmset und keine Social-Media-Show. Echte Sicherheit bedeutet ehrliche Beratung, realistische Einsatzplanung, gezielte Schadensbegrenzung und geschultes Personal, das im Ernstfall richtig handelt. Wer auf geprüfte Qualität, eine zuverlässige Alarmanlage und eine professionelle Alarmintervention setzt, schützt nicht nur Sachwerte, sondern auch Menschenleben

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